Impulse zu den Bildwelten der Bibel

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Warum erfüllt Jesus in Tod und Auferstehung die Heilige Schrift?

Warum stehen vier Frauen und ein Jünger unter dem Kreuz?

 

 

Warum ist das Bebauen des Gartens Eden kein Gärtnern?

Bild: Der Pfingsttag ist 2025 zugleich der „Tag des Gartens“. Da passt die Szene, in der Maria aus Magdala im Auferstandenen den „Gärtner“ sieht (Joh 20,20,15). Schon Jesu Leichnam wird in das Grab in einem Garten gelegt, „in dem noch niemand bestattet worden war“ (Joh 19,41). Er selbst ist das Weizenkorn, das „in die Erde fällt und stirbt“ und gerade so seine „reiche Frucht“ bringt (Joh 12,24) – keine Frucht, wie der Landmann sie nach getaner Arbeit des Ackerns und Säens erwarten kann, sondern Frucht des ewigen Wortes Gottes: „Es kehrt nicht leer zu mir (Gott) zurück, sondern bewirkt, was ich will“ (Jes 55,11): Es bringt die Frucht, die bleibt und nicht in der Zeit vergeht: „Ich (Jesus) habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt“ (Joh 15,16). Nur wenn das Leben im Letzten einen unvergänglichen Sinn hat, kann es überhaupt sinnvoll gelebt werden. Der Auferstandene erscheint als Gärtner vor Maria Magdalena, Kreuzgang, Dom zu Brixen, Südtirol.


Die benediktinische Weisung „bete und arbeite“ verbindet geistliches und weltliches Tun; ohne den Glauben lebt der Mensch jenseits des Paradieses, wo er seine Existenz durch mühselige Arbeit „im Schweiße deines Angesichts“ erhalten muss und ihm als Frucht doch nur „Dornen und Disteln“ wachsen (Gen 3,18f). Das ist nicht das, wozu der Mensch ursprünglich bestimmt ist. In Gen 2,15 versetzt Gott den erwachsen erschaffenen Adam in den Garten Eden, „damit er ihn bebaue und hüte“. Der Ausdruck ‚bebauen und hüten‘ bedeutet die Opfertätigkeit der Priester Israels im Tempel. Der Sabbat ist an jedem „siebten Tag“ zu „hüten“, schamor, und seiner zu „gedenken“, sachor (Dtn 5,11-14; Ex 20,8-11). Das Gebet ist im Judentum eigentlich ‚Herzensdienst‘ oder ‚Arbeit des Herzens‘; Gabriel Strenger bemerkt zu Gen 2,15: „Aus der jüdischen Mystik aber kennen wir den Garten Eden als Symbol für Geist und Seele. Die Awoda [Ackerbau] bezeichnet den ‚Anbau‘ von Göttlichkeit in unserer Welt und die Pflege der geistigen Dimension unserer Existenz. Dies war die eigentliche Aufgabe Adams im Garten Eden, und es ist auch die unsrige. Gebet ist Herzensarbeit im Sinn des ‚Anbaus‘ von Gottesnähe und der Pflege positiver Emotionen wie Liebe und Dankbarkeit. Die Liturgie stellt die äußere Form dieser Arbeit dar, die die frühen Formen des Opferkults ersetzt. Doch der innere Inhalt des Opferkults und des Gebets war und ist die Pflege des Geistes“ (Jüdische Spiritualität in der Tora, 2016, 186). Theophilus von Antiochien (2. Jh.) erklärt zu Gen 2,15: „Der Ausdruck ‚um es zu bebauen‘ aber bedeutet keine andere Tätigkeit als die, das Gebot Gottes zu beobachten, damit er nicht durch Ungehorsam sich ins Verderben stürze…“ (Ad Autolycum II, 24). Ähnlich schreibt auch der jüdische Gelehrte und Autor Daniel Krochmalnik: „Wenn der Mensch nach der Bibel in den Garten gesetzt wurde, um ‚ihn zu bearbeiten und zu hüten‘ (LeOwda UL‘Schomra, Gen 2,15), so heißt das doch nicht, dass er mit Gärtnerfleiß und -schweiß gegen die ‚Dornen und Disteln‘ zu kämpfen hatte, denn das war nach dieser Erzählung erst eine Folge des übertretenen Pflückverbotes (Gen 3,18). (…) Den Beleg für diese Deutung findet der Midrasch im Wort, mit dem der unzuverlässige Gärtner ausgewiesen wird: ‚um zu behüten (LiSchmor) den Weg zum Baum des Lebens (Derech Ez HaChajim)‘ (Gen 2,24), denn, so ein gängiger Querverweis, es gibt keinen anderen Baum des Lebens als die Tora, wie es heißt: ‚Ein Baum ist sie (Weisheit = Tora) den an ihr Festhaltenden‘ (Spr 3,18)“ (Im Garten der Schrift. Wie Juden die Bibel lesen, 2006, 11f). 

 

Warum distanziert sich Jesus von seinen Jüngern?

Bild: An Pfingsten, dem 50. Tag (griech. pentecoste) nach Ostern als dessen Krönung, kommt Gottes Geist in Fülle vom Himmel auf die zwölf Apostel mit Maria in ihrer Mitte herab. Er ermöglicht damit eine neue Weise der Erkenntnis Jesu, des Gekreuzigten, als Herrn der Welt: „Niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet“ (1 Kor 12,3). Die Zahl 50 überteigt die 7 x 7 = 49 als Zahl der Vollendung der Sieben-Tage-Schöpfung auf den „achten Tag“ (achten Sonntag) nach Ostern hin. Die Welt in der Mondzahl sieben (eine Mondphase) als Symbol der Zeit ist von Anfang an auf die Oktav des „achten Tages“ hin gebaut – jenseits der Zeit im Symbol von Luna als „Urgrund aller Geburt“ (Joh. Lydos). Die Wiedergeburt im Wasser und Geist der Taufe führt zur „neuen Schöpfung“ (2 Kor 5,17); an Pfingsten feiert die eine Kirche ihren übernatürlichen „Geburtstag“. Abteikirche Zevenkerken, Flandern.


Mit Jesu „Himmelfahrt“ 40 Tage nach der Auferstehung an Ostern – 40 ist das Zahlsymbol für Welt und Zeit – als Heimkehr zum himmlischen Vater entsteht die denkbar größte Distanz zu den Jüngern. Sie sollen in ihm und mit ihm eins sein, aber diese Einheit ist eine vollkommen freie, das heißt nicht naturhaft gewachsene wie die von Familien oder eine symbiotische wie die zwischen Mutter und Kind. Bei der Hochzeit zu Kana distanziert sich Jesus von seiner Mutter Maria: „Frau, was ist zwischen dir und mir?“ (Joh 2,4). „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? (…) Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Mt 12,48.50). Um diesen Willen Gottes erfüllen zu können, muss der Mensch ganz erwachsen werden, sich von der „Mutter Erde“ und allem Irdischen innerlich lösen. Er muss erkennen: Die bisherigen Weisen der Vermittlung zwischen Gott und Welt (Engel, Tempel, Sabbat, Israels Distanzierung von den Völkern) sind „nur ein Schatten von dem, was kommen wird, die Wirklichkeit aber ist Christus“ (Kol 2,17). „Wenn ihr mit Christus gestorben seid und euch von den Elementen der Welt losgesagt habt, warum lasst ihr euch dann, als würdet ihr noch in der Welt leben, vorschreiben: Berühre das nicht, iss nicht davon, fass das nicht an! Das alles wird verbraucht und dadurch vernichtet“ (Kol 2,20-22). „Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott“ in der Herrlichkeit des Himmels (Kol 3,2f). Dieses ‚Absterben‘ allem Weltlichen und Irdischen geschieht sakramental in der Taufe; so erst können die Gläubigen in Gemeinschaft mit Christus „als neue Menschen leben“ (Röm 6,4) „aus dem Geist“ und ihm folgen, nicht aus dem „Fleisch“ und seinen „Werken“ des Bösen (Gal 5,19-25). „Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63). Es sind Worte ‚wie von Feuer‘. Im Jerusalemer Talmud heißt es von der Thora, sie sei „schwarzes Feuer auf weisem Feuer“ (Traktat Sota 8,3,37a): Gottes realsymbolische Gegenwart im Mysterium der Thora ist verhüllt in den mit schwarzer Tinte geschriebenen hebräischen Konsonanten-Buchstaben auf weißem Pergament. Diese Hülle wird durch den Geist weggenommen (2 Kor 3,14-16). Jesus spricht in den 40 Tagen bis zur Himmelfahrt „vom Reich Gottes“ (Apg 1,3), das heißt von der eigentlichen Wirklichkeit im Willen Gottes; aber die Jünger verstehen immer noch nichts: „Herr, stellst du in dieser Zeit [bis zur ‚Taufe‘ mit dem Heiligen Geist an Pfingsten] das Reich für Israel wieder her?“ (Apg 1,6). Gottes Reich ist universal all-umfassend (kat-holisch), nicht national oder lokal. Auch die neue Gemeinschaft der Kirche ist nicht an ‚Blut und Boden‘ gebunden, sondern frei in der Kraft des vom Himmel empfangenen Geistes, den die ‚ungläubige‘ Welt nicht empfangen kann (Joh 14,17). Auch das Messias-Bekenntnis des Petrus haben „nicht Fleisch und Blut“ ermöglicht, sondern „mein Vater im Himmel“ (Mt 16,17). Petrus will Jesus von seinem Weg des Leidens und Sterbens, der doch ganz dem Willen Gottes entspricht, abhalten; deswegen geht Jesus klar auf Distanz zu ihm: „Weg mit dir, Satan, …, du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“ (Mt 16,23).

 


Warum ist das Geschlecht für die Priesterweihe so relevant?

Bild: Neun Theologie-Studentinnen haben sich im Erzbistum Freiburg darum beworben, Priesterin zu werden. „Frauen wollen sich nicht mehr länger unterordnen“, so Stephanie Gans, eine der Initiatorinnen. Eine andere erklärt: „Dass ich nicht Priesterin werden darf, bedeutet letztlich, dass ich mich immer einem Mann, einem Priester unterordnen muss, etwa als Pastoralreferentin“ (vgl. katholisch.de, 3. Juni 2025). In Eph 5,21f fordert Paulus: „Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus. Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter wie dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist.“ Für heutige Theologinnen gehören diese und ähnliche Texte aus den Lesungen entfernt. Das Bibelhaus Frankfurt propagiert den „Hermaphroditen als Symbol für die Neuschöpfung“, hier in einer Holzskulptur von Gerhard Goder (2014): Conchita Wurst auf der Mondsichel. Luna gilt aber in den alten Kulturen wegen des Bezugs von Menstruations-und Mondzyklus als „Urgrund aller Geburt“(J. Lydos).


Artikel 3 (Abs. 3) des Grundgesetzes verlangt: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Das schließt aber gerechtfertigte Ungleichbehandlung nicht aus wie Frauenquote, Verbot von Männern (oder „Diversen“) im Frauensport, Damensauna und vieles mehr. In Schwimmbädern betrachten es manchen Frauen als diskriminierend, ein Bikini-Oberteil tragen zu müssen, andere, keinen Burkini tragen zu dürfen. Als diskriminierend gilt auch, wenn das generische Maskulinum, das im Deutschen seit tausend Jahren üblich und an sich geschlechtsneutral ist, auch für Frauen verwendet wird. Kulturelle Gepflogenheiten können über Nacht als ungerechtfertigte Benachteiligung erscheinen. Der Ausschluss von Frauen von der katholischen Priesterweihe ist aber nicht ungerechtfertigt, wie immer wieder behauptet wird, sondern hat seinen gerechten Grund in der ikonischen Repräsentation Christi durch den männlichen Priester. Das II. Vatikanum sagt: „Christus aber liebt die Kirche als seine Braut; er ist zum Urbild des Mannes geworden, der seine Gattin liebt wie seinen eigenen Leib (vgl. Eph 5,25-28); die Kirche ihrerseits ist ihrem Haupte untertan (ebd. 23-24)“ (Lumen gentium 7). Maria wiederum ist „in hervorragender und einzigartiger Weise das Urbild sowohl der Jungfrau wie der Mutter“ (LG 63). Als neue Eva ist sie die „Mutter der Lebendigen“ (LG 56; Gen 3,20); Christus wurde „als neuer Adam zum Haupt der erneuerten Menschheit bestellt“ (Ad gentes 3). Die Priesterweihe macht die Geweihten „dem Priester Christus gleichförmig, so dass sie in der Person des Hauptes Christus handeln können“ (Presbyterorum ordinis 2; vgl. LG 10). Als Getaufter gehört der Priester zum Leib Christi oder der Kirche als Braut, als Geweihter verkörpert er das Haupt Christi als Bräutigam seiner Kirche (vgl. Joh 3,29). Der wesentliche Zweck der Weihe ist die Feier der Eucharistie als „Hochzeitsmahl des Lammes“ (Offb 19,9), wodurch alle Gläubigen mit ihrem Haupt und Bräutigam eins werden (vgl. Gal 3,28), so wie schon im ersten Adam die ganze Menschheit inbegriffen und eins ist. A-dam verbindet das Aleph (= 1) als Symbol der ‚männlichen‘ Geistseele (neschama) mit ‚dam‘ (4-40), dem ‚Blut‘ als Symbol der ‚weiblichen‘ Körperseele (nephesch). In der biblischen Zahlensymbolik gilt die Vier als Zahl der ‚Frau‘ und der (Frau) ‚Welt‘, die Eins oder Drei als Zahl des ‚Mannes‘. Die Summe von Drei und Vier ergibt die Sieben, ihr Produkt ist die Zwölf – beide Zahlen steht für das Innerweltliche und Zeitliche der Schöpfung. In der Erlösung als Neuschöpfung geht es um den ‚Überstieg‘ des Sichtbaren auf das Unsichtbare und Jenseitige im Symbol der Acht (achter Tag oder Sonntag der Auferstehung) und der 13 – mit 13 Jahren erlangt im Judentum der Sohn die religiöse Mündigkeit als Bar mitzwa (Sohn der Pflicht), die Tochter mit 12 Jahren (Bet mitzwa). Das sind keine willkürlichen Zuschreibungen, sondern sie sind begründet in der ‚Natur der Sache‘: der Schöpfung als Geschlechterordnung.

 

 

Warum ist der Himmel die eigentliche Heimat des Menschen?

Bild: „Menschen suchen nach etwas wie Heimat“, sagt der Kommunikationsberater Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach; aber suchen sie die auch im Himmel? „Unsere Heimat aber ist im Himmel“, erklärt Paulus. „Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann“ (Phil 3,20f). Christi „Himmelfahrt“ 40 Tage nach Ostern bedeutet seinen Herrschaftsantritt über die  Schöpfung („Thronbesteigung“). Er wurde auch als Sturz des Teufels, der seine Herrschaft einbüßt.„Darauff wirfft man oblate von hymmel herab zu bedeuten das hymel brot“ (Sebastian Franck). In seiner „Wiederkunft“ kommt Christus „mit großer Macht und Herrlichkeit“ (Mt 24,30) vom Himmel zurück auf die Erde, um alle Gläubigen an seiner göttlichen Herrlichkeit teilhaben zu lassen, wovon schon jetzt Christi eucharistischer Leib einen geistlichen „Vorgeschmack“ als das wahre „Brot vom Himmel“. Monstranz mit dem Allerheiligsten an Fronleichnam.


Die Menschen sind Säugetiere, also ganz und gar „irdisch“ und sterblich wie alle Tiere. Das Menschsein des Menschen aber liegt in seiner unbedingten Würde: Er ist mit seiner Geistseele, die den Leib einschließt, eigentlich „himmlisch“. Sterblich und damit „armselig“ – „was (im Tod) gesät wird, ist armselig“ (1 Kor 15,43) –, ist der Leib wegen des „Sündenfalls“: „Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren“ (Röm 3,23). In Christus, dem neuen Adam, wird ihm die (verlorene) himmlische Herrlichkeit wieder geschenkt: „Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Jesus Christus. Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben“ (Röm 3,24f). Der Mensch A-dam ist Fleisch und Blut (hebr. dam), „Blut“ als Blut- oder Körperseele. Der erste Buchstabe Aleph (= 1) steht aber für die Geistseele, sie macht den Menschen „gottverwandt“. Das harmonische Eins-sein von Aleph und dam, 1 und 4-40, erweist den Menschen als Verbindung von Geist und Materie, Einheit und Vielheit, Himmel und Erde: „In seiner Natur vereint er die geistige mit der materiellen Welt“ (KKK 355). Das Eins-sein beider Welten „bildet den Zustand der sogenannten ‚Urgerechtigkeit‘“ (KKK 376). „Diese ganze Harmonie der Urgerechtigkeit, die der Plan Gottes für den Menschen vorgesehen hatte, ging durch die Sünde unserer Stammeltern verloren“ (KKK 379). Rabbi Nachum Twersky von Tschernobyl (18. Jh.) erklärt diesen Verlust damit, dass durch „die Taten der Bösen … die göttlichen Buchstaben der Welt auseinander“ gerissen „und das Letzte vom Ersten getrennt“ wurde, also der letzte, ursprünglich kreuzförmige Buchstabe Taw (= 400) vom Aleph (= 1) (G. Scholem, Von der mystischen Gestalt der Gottheit, 1973, 130). Die Ursünde bricht den Bund im Prinzip von 1–4, den der „Gerechte“ wiederherstellt: „Der Gerechte wird Einer genannt, der Einheit wegen, mit der er sich mit allen Stufen von der Erde bis zum Himmel vereint, das heißt vom Ende aller Stufen, die die irdische Stofflichkeit sind und dem letzten Buchstaben Taw entsprechen, bis zum Himmel, der die oberste Stufe ist und dem Aleph entspricht. Und deswegen heißt der Gerechte das All, weil er Himmel und Erde zugehört“ (ebd.). „Darin besteht das wahre Wesen des vollkommenen Gottesdienstes, dass die unteren Stufen nach oben erhoben werden“ (ebd.). Jesus, der wahre Gerechte, stiftet in seiner Lebenshingabe am Kreuz im „Blut des Bundes“ (Mt 26,28) die heilige Eucharistie als vollkommenen Gottesdienst in mystischer Gemeinschaft mit den himmlischen Engeln u. Heiligen.

  

 

Warum kann es keine katholischen Priesterinnen geben?

Bild: Auf die Frage, ob die Unmöglichkeit der Frauenweihe in der katholischen Kirche durch Johannes Paul II. in Ordinatio sacerdotalis (1994) lehramtlich endgültig entschieden wurde, stellte die Glaubenskongregation in einem Reponsum ein Jahr später fest: „Diese Lehre fordert eine endgültige Zustimmung, weil sie, auf dem geschriebenen Wort Gottes gegründet und in der Überlieferung der Kirche von Anfang an beständig bewahrt und angewandt, vom ordentlichen und universalen Lehramt unfehlbar vorgetragen worden ist.“ Eine Änderung dieser Lehre ist damit ausgeschlossen. Wer das Gegenteil behauptet, weckt unweigerlich falsche Hoffnungen. Seit dem 1. Konzil von Nizäa (325) feiert die Christenheit die Osternacht als ihr Hauptfest am ersten Sonn-tag nach dem Frühlings-Vollmond, der als Luna das kosmische Urbild des Weiblichen und der Zeit ist, während Sol für das Männliche und Ewige steht.


Bischöfe wie Georg Bätzing (Limburg), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, machen immer wieder Hoffnung auf eine Priesterweihe von Frauen. Abgesehen davon, dass jeder Getaufte teilhat am gemeinsamen Priestertum in Gebet und (Mit-)Opfer in der Feier der Eucharistie, ist das Weihepriestertum auf getaufte Männer beschränkt, weil der Priester im eucharistischen „Hochzeitsmahl des Lammes“ (Offb 19,9) Christus als Bräutigam sakramental versinnbildet und verkörpert. Christus gibt in der Messe sein Fleisch und Blut als „Brautgabe“ für seine Braut, die Kirche, die repräsentiert wird durch alle Getauften. Ebenso ist schon die Mose gegeben Thora JHWHs „Brautgabe“ für Israel als Braut und Volk des hochzeitlichen Bundes. Ein Abstrahieren von der spezifischen Symbolik der Geschlechter ist in einer Feier, in der es gerade um die „Erlösung unseres Leibes“ (Röm 8,23) und darin der ganzen Schöpfung von ‚männlichem‘ Himmel (Geist) und ‚weiblicher‘ Erde (Materie) geht, schlechterdings unmöglich. Zahlensymbolisch sind die ungeraden Zahlen ‚männlich‘, die geraden Zahlen ‚weiblich‘ konnotiert. Die Sieben als Zahl der vergänglichen Schöpfung besteht aus der Summe von 3 und 4, die Zwölf als Zahl des Jahres (Monate) und der Zeit ist das Produkt von 3 und 4. Vollendet wird die Schöpfung in der Neuschöpfung am „achten Tag“ (Sonntag der Auferstehung) jenseits der Sieben. Ein ähnliches Zahlsymbol wie die Acht ist 5². Der „Satz des Pythagoras“ lautet in ganzen Zahlen: 3² + 4² = 5² (9 + 16 = 25); Friedrich Weinreb schreibt: „Die Zahl, mit welcher der Begriff ‚Mann’ ausgedrückt wird, die Drei, findet ihre Vollendung in der Neun, das heißt, diese Drei ist dann mit dem Höchsten, dem Äußersten in Beziehung gebracht, was in einer Welt möglich ist – sie wurde also quadriert. Entsprechend hat die Zahl für den Begriff ‚Frau’, die Vier, als weiteste Entwicklung die Vier im Quadrat, also die Sechzehn. ‚Mann’ und ‚Frau’ zusammen, zur Einheit gemacht, in dem Zustand, in dem sie das Höchste, das Äußerste erreichen, was ihnen in ihrem Sein zu erreichen möglich ist, haben als Zahlen also 9 + 16 = 25. Und 25 ist das Quadrat, die Erfüllung der Fünf. Und dies ist also das, was man unter ‚Kind’ versteht. (…) Die Drei, Vier und Fünf sind die einzigen direkt aufeinanderfolgenden Zahlen, die dies [nämlich den Satz des Pythagoras] zum Ausdruck bringen können“ (Schöpfung im Wort, ³2012, 52f). Die geraden Zahlen bilden einen Gegensatz, stehen also für das Endliche als Frage und Suche nach Erlösung in der höheren Einheit. Die Vier (= 2²) gilt als Zahl des Irdischen (vier Himmelsrichtungen, vier Elemente), der vergänglichen Schöpfung im Bild von Luna (4 Mondphasen) als ‚Urgrund aller Geburt‘ und im Bild des ‚Hauses‘ (Beth = 2) und so auch des Weiblichen (bath = Tochter). Die Drei entfaltet die ‚göttliche‘ Eins und hat an ihr Anteil. Jesus, der Eine, gibt in der Eucharistie teil an seiner göttlichen Natur und macht so die Vielen eins, was der Sinn des Wahlspruchs von Papst Leo XIV. ist: In dem Einen sind wir eins (In illo uno unum).

 

 

Warum liebt Gott den Menschen nicht so, wie er ist?

Bild: Beim „Wort zum Sonntag“ vor dem ESC-Finale am Samstag (17. Mai) erklärte der evangelische Pfarrer Alexander Höner mit Regenbogenschal um den Hals einem Millionen-Publikum, Gott liebt jeden Menschen so, wie er ist (also mit all seinen sexuellen Präferenzen). Nach Röm 9,13 (Mal 1,2f) sagt Gott: „Jakob habe ich geliebt, Esau aber gehasst.“ Jakobs älterer Zwillingsbruder Esau „war rötlich, über und über mit Haaren bedeckt“ (Gen 25,25). Nach dem „Sündenfall“ erhalten die nur spärlich mit einem „Pflanzenkleid“ (Blättern) bedeckten „Stammeltern“ von Gott ein „Tierkleid“ aus einem Fell mit vielen Haaren (Gen 3,21). Es ist  Ausdruck dafür, dass mit ihnen die ganze Menschennatur, statt gottähnlich zu sein, jetzt tierähnlich und sterblich geworden ist; Sterblichkeit impliziert Sexualität. Gegenüber Esau als sterbliche „Blutseele“ verkörpert Jakob/Israel die göttliche „Geistseele“. Adam und Eva im Tierfellkleid durch werden durch den Engel aus dem Paradies der Gottesnähe vertrieben; Dom zu Monreale, Sizilien.


Heute leugnen auch katholische Theologen (Thomas Pröpper, Magnus Striet u. a.) implizit oder explizit das Dogma von der „Erbsünde“, das heißt der allgemeinen Erlösungsbedürftigkeit der ganzen Menschheit aufgrund des „Sündenfalls“ des „Ersten“ (Adam), in dem schon das „Ganze“ enthalten ist. Der Weltkatechismus sagt: „Durch die Sünde der Stammeltern hat der Teufel eine gewisse Herrschaft über den Menschen erlangt, obwohl der Mensch frei bleibt. Die Erbsünde führt zur ‚Knechtschaft unter die Gewalt dessen, der danach >die Herrschaft des Todes innehatte, das heißt des Teufels< (Hebr 2,24)“ (Konzil von Trient: DS 1511). Zu übersehen, dass der Mensch eine verwundete, zum Bösen geneigte Natur hat, führt zu schlimmen Irrtümern im Bereich der Erziehung, der Politik, des gesellschaftlichen Handelns und der Sittlichkeit“ (KKK 407). Nach Weish 1,13 hat Gott „den Tod nicht gemacht und (er) hat keine Freude am Untergang der Lebenden“. „Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören“ (Weish 2,23f). Weish 7,28 sagt: „Gott liebt nur den, der mit der Weisheit zusammenwohnt.“ Und Weish 1,4 betont: „In einer Seele, die auf Böses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein, noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Sünde hingibt.“ Jesus ist die fleischgewordene Weisheit (= Logos) Gottes, die „unter uns gewohnt“ hat (Joh 1,14) und mit dem himmlischen Vater in jedes Menschen Herz wohnen will (Joh 14,23). Dazu muss das Herz aber Gott lieben und an seinem Wort im Glauben festhalten (ebd.). Israel erhält in der Thora das Gebot, auf Gottes Wort zu hören und „den Herrn, deinen Gott, (zu) lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“ (Dtn 6,4). Das kann es nicht mit einem „Herzen aus Stein“, verhärtet durch die Sünde, sondern nur mit einem (beschnittenen) „Herzen aus Fleisch“, gereinigt durch das Wasser des Heiligen Geistes (Ez 36,25f). Dieses reinigende Wasser des Geistes, der zugleich Feuer der Liebe ist, in die Herzen der Gläubigen auszugießen, ist Jesus gekommen und am Kreuz gestorben (Joh 7,37f; Lk 12,49; Röm 5,5). „Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören“ (1 Joh 3,8), also Sünde und Tod. Das geht nur so, dass der „alte Mensch“ (alter Adam) stirbt, damit im Wasser und im Geist (der Taufe) der „neue Mensch“ wiedergeboren oder wiederhergestellt wird, „der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24; Weish 9,2f). „Wie wir nach dem Bild des Irdischen [nach dem Fall] gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden. Damit will ich sagen, Brüder, Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben, das Vergängliche erbt nicht das Unvergängliche“ (1 Kor 15,49f). Es bedarf der Verwandlung durch den Heiligen Geist von Grund auf, der im Glauben an Pfingsten in Fülle „über alles Fleisch“ herabkommt (Apg 2,17f).

 

 

Warum gehört der Zweifel nicht zum Offenbarungs-Glauben?

Bild: Der deutsche Filmemacher Edward Berger sagt über seinen Papstwahl-Thriller „Konklave“: „Der Glaube kann nur durch Zweifel überleben.“ Auch die Jünger Jesu haben Zweifel. Bei der Erscheinung des Auferstandenen auf dem Berg in Galiläa heißt es: „Als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel“ (Mt 28,17). In Lk 24,38 fragt aber der Auferstandene seine Jünger: „Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen.“ Bekannt ist der Apostel Thomas für seine Zweifel: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meine Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seiner Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,25). Jesus erlaubt ihm am Oktavtag von Ostern, seine Wunden zu berühren; Thomas muss aber hören: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig“ (V.27). Osterkerze mit den Buchstaben Alpha und Omega (hebräisch Aleph und Taw = 1 – 400) und den fünf Wundmalen im Verhältnis 1 (Herzwunde) zu 4 (Male an Händen und Füßen) und der jeweiligen Jahreszahl: Ostern am „achten Tag“ (= Tag Eins“) ist immer heute – „heute noch im Paradies“ (Lk 23,43). Wallfahrtskirche im Weggental, Rottenburg a. Neckar.


Der biblische Glaube gilt der göttlichen Offenbarung, vermittelt durch das Werk der Schöpfung und das Wort der Bibel. Glaube/Vertrauen, hebr. emunah, 1-40-50-5, hat als Wortstamm 1-40-50, der auch für Amen steht: ‚Ich glaube das (fest)‘. Die Zahlenstruktur 1–40 (oder 1–4) symbolisiert den Bund von Gott (1) und Welt (4), Himmel und Erde, Geist und Fleisch; die 50 (7 x 7 + 1) verweist auf den ‚achten Tag‘ oder die kommende Welt der Auferstehung und des ewigen Lebens. Die Struktur 1–4 ähnelt auch dem Wort für ‚Herr‘, Adonai, 1-4-50-10 = 65, womit Gottes Immanenz gemeint ist. Mit dem Tetragramm JHWH, 10-5-6-5 = 26, ergibt die Zahl 65 von Adonai den Gesamtwert 91, was für ‚Baum‘, ilan, 10-30-1-50 = 91, steht; Gabriel Strenger schreibt: „Der Baum Gottes ist erst vollständig, wenn der Baum des Lebens [= JHWH] und der Baum der Erkenntnis [= Adonai] im Bewusstsein des Menschen vereint sind“ (Jüdische Spiritualität in der Tora, 2016, 461). Die Schlange (nachasch, im Hebräischen männlich) sät bei der Frau Zweifel über die gute Absicht Gottes mit der Schöpfung und der Erschaffung des Menschen: „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ (Gen 3,1). Das hat Gott nicht gesagt, sondern Adam lediglich den einen Baum der Erkenntnis von Gut und Böse verboten: „Sobald du davon isst, wirst du sterben“ (Gen 2,17). So steht mit dem Erkenntnisbaum der Baum des Todes dem Baum des Lebens gegenüber; in den Zahlenwerten der Buchstaben ist dies 932 gegenüber 233 oder 4 zu 1. Beide Bäume in der einen Mitte des Gartens (Gen 2,9) repräsentieren die Einheit des Bundes. Mit dem verbotenen Essen von dem Baum der Vier oder Zwei (Zwei-fel) wird der Bund gebrochen, der in Treu und Glauben besteht. Mit Noah, Abraham, Mose und schließlich Jesus wird der Glaubens-Bund in seinem am Kreuz vergossenen „Blut … zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28) endgültig wiederhergestellt. Dieser Bundesschluss geschieht schon mit dem bräutlichen Ja-Wort Mariens gegenüber der göttlichen Botschaft/Offenbarung des Engels (Lk 1,38). Das II. Vatikanum sagt: „Im Glauben und Gehorsam gebar sie den Sohn des Vaters auf Erden, und zwar ohne einen Mann zu erkennen, vom Heiligen Geist überschattet, als neue Eva, die nicht der alten Schlange, sondern dem Boten Gottes einen von keinem Zweifel verfälschten Glauben schenkte“ (LG 63).

 

Warum erfüllt Jesus in Tod und Auferstehung die Heilige Schrift?

Bild: Die alttestamentlichen Heilsverheißungen gelten neutestamentlich in Jesus als erfüllt, angefangen mit der Schöpfung und damit dem Körper, der durch den Sündenfall wandelbar (wie Luna) und sterblich geworden ist, statt „Tempel des Heiligen Geistes“ des Lebens zu sein (Gen 2,7; 1 Kor 6,19). Jesus stirbt am Freitag („sechsten Tag“) und wird „am dritten Tag“ (Sonn-tag oder „achter Tag“) auferweckt „gemäß der Schrift“ (1 Kor 15,3f). Alles geschieht „nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt“, nämlich „die Fülle der Zeiten herauszuführen, (um) in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist“ – „zum Lob seiner Herrlichkeit“ (Eph 1,10-12). Jesu „Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen“ (Joh 4,34) – bis zum Tod am Kreuz: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30). Jesus verbindet erhöht am Kreuz die Gegensätze: Sonne und Mond, Geist und Fleisch, Mann und Frau (Lieblings-jünger, Maria), Museum der Handschriften in Jerewan.


Jesus sagt in Joh 5,45f den ungläubigen „Juden“: „Mose klagt euch an, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Wenn ihr Mose glauben würdet, müsstet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben.“ Nach Jesu Rede über die Hingabe seines Fleisches und Blutes am Kreuz als „Eucharistie“ (Danksagung an den himmlischen Vater) – „Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben… Ich bin das lebendige Brot, … mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh 6,49-51) – „stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben“ (V.52). Jesus erwidert: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben“ (V.56f). Auch die Jünger reagieren völlig verstört: „Was er sagt, ist unerträglich“ (V.60). Klingen diese Worte nicht geradezu kannibalistisch – und zudem antisemitisch? Aber ihr (kabbalistischer) Sinn ist ein ganz anderer. Das erste Bild des Heils ist das Paradies mit dem Baum des (ewigen) Lebens und dem Ein-Fleisch-sein von Mann und Frau. Die Mystik des hochzeitlichen Eins-seins der Zweiheit von Geist und Fleisch, Himmel und Erde, männlich und weiblich im Bund der Liebe ist von Anfang an das Ziel. Das wird nach dem Sündenfall (als Bruch des Bundes) erst wieder vollständig erreicht am „grünen Holz“ (Lk 23,31) des Kreuzes als neuem Baum des Lebens: Der Gekreuzigte verheißt dem mitgekreuzigten reumütigen Räuber: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43); den Gläubigen gibt er mit der Eucharistie „zu essen vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes steht“ (Offb 2,7). A-dam könnte man übersetzen mit „Gott im Blut“, in den Zahlenwerten der hebräischen Konsonanten-Buchstaben: 1-4-40. Der Gekreuzigte mit den fünf Wundmalen (1– 4, siehe Osterkerze) ist der neue A-dam, der im „Blut des Bundes“ (Mt 28,26; Ex 24,8) den gebrochenen Bund endgültig stiftet – und zwar am „sechsten Tag“ (Kar-Freitag) der Erschaffung und des Falls hin auf den „achten Tag“ (Sonn-tag) der Auferstehung als Neuschöpfung jenseits der „Sieben“-Tage-Schöpfung. Die Sieben ist die Zahl einer Mondphase; Luna symbolisiert den sterblichen Körper, den unsterblichen symbolisiert Sol (Sonne).

 

Warum stehen vier Frauen und ein Jünger unter dem Kreuz?

Bild: Der Bund zwischen Gott (1) und Welt (4), Himmel und Erde (4. Element), Haupt und Leib (4 Gliedmaße), Mann und Frau (vgl. Eph 5,23) ist symbolisiert durch 1 und 4. Als neuer A-dam (A-d-m = 1-4-40, s. Adam-Schädel am Fuß des Kreuzes) gibt sich Christus am viergliedrigen Kreuz für seine Kirche als neue Eva hin, repräsentiert durch die vier Frauen unter dem Kreuz (Joh 19,25-27), um mit ihr hochzeitlich „ein Fleisch“ (Eph 5,31f) und „ein Geist“ (Eph 4,4) zu sein wie Adam und Eva im Paradies (Gen 2,24) durch die Eucharistie. Sie ist Frucht vom Baum des Lebens (=1, Baum der Erkenntnis von Gut u. Böse =4). Klosterneuburg, Wien.


Die Bibel durchzieht vom Anfang im Paradies (ein Quell – vier Flüsse: Gen 2,10-14) die 1–4-Struktur des Bundes bis zur Vollendung in der Wiederkunft des Gekreuzigten mit den fünf Wundmalen (eine Herzwunde, vier Male an Händen und Füßen, vgl. Osterkerze) in Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels, wenn die Engel „die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen“ zur vollkommenen Einheit im Eins-sein (Mt 24,30f). In Joh 1,35-51 beruft Jesus fünf Jünger, vier werden namentlich genannt (Andreas, Petrus, Philippus, Nathanael), einer bleibt anonym, der dann der eine Lieblingsjünger ist (Joh 13,23) und der als einziger mit unter dem Kreuz steht als Repräsentant der Vision der Einheit, um die es im Glauben an den einen Gott geht. Die Taufe tilgt Adams Ursünde oder ‚Erbsünde‘ (KKK 405) und erschließt so das verlorene Paradies der Einheit; dasselbe macht die Eucharistie als eigentliche ‚Paradies-Speise‘. In der syro-antiochenischen Liturgie sagt der Priester dem Täufling bei der mit der Taufe gespendeten Erstkommunion: „Die Frucht, die Adam niemals im Paradies gekostet hat [vom Baum des Lebens], wird heute mit Freuden in deinen Mund gelegt“ (zit. nach Bertram Schmitz, Vom Tempelkult zur Eucharistiefeier, 2007, 187, Anm. 9). Rupert von Deutz (gest. 1129) sagt in seinem Kommentar zum Hohelied der Liebe: „Christus selbst ist der Baum des Lebens im neuen Paradies [der einen Kirche], von dessen Früchte die Gläubigen essen dürfen, die heilige Eucharistie, die vor dem Tod bewahrt.“ Vom Lebensbaum Christus „soll der Mensch essen, mit seinen Mysterien umgehen“ (vgl. F. Wulf, Geistliches Leben in der heutigen Welt, 1960, 31). „Schon vom Anfang her ist das Paradies gepflanzt; denn wie jeder weiß, ist die katholische Kirche von Christus, dem Anfang aller Dinge (principium omnium), gegründet worden“ (zit. ebd. 25). Nach Gregor von Nyssa ist die Eucharistie das heilsame Gegengift gegen das Gift der Schlange, die zum Essen vom Erkenntnisbaum verführt hat (vgl. 32f). Auch in der koptischen Liturgie wird die Eucharistie verstanden als „Gegengift gegen die Sterblichkeit des Lebens“ (Lothar Heiser, Ägypten sei gesegnet, 2001, 26). Der ‚Tod‘ (hebr. meth, 40-400) wird am Kreuz (eine Mitte, vier Enden) besiegt im Eins-sein mit dem einen Gott.