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Warum ist das Kreuz das Tor zum verlorenen Paradies?
Warum ist die Gottesmutter Maria der Inbegriff des Heils?
Warum ist Jesus weit mehr als Adam gottgleich?
Warum ist der drei-eine Gott nicht zwei- oder vierfältig?
Warum ist nach Gottes Besuch die Geburt Isaaks österliches Zeichen?
Warum versteht der Islam nicht die biblische Offenbarung?
Warum entspricht Homosexualität nicht dem Willen des Schöpfers?
Warum gehört die Pride-Flagge nicht zur katholischen Kirche?
Bild: Immer am 14. September – in diesem Jahr ein Sonntag – feiert die Kirche das Fest Kreuzerhöhung; es geht zurück auf den Brauch, am Tag nach dem Weihefest (13. Sept. 335) der von Kaiser Konstantin initiierten Grabes- oder Auferstehungskirche in Jerusalem dem Volk das Holz des Kreuzes „hocherhoben“ zu zeigen. Zu verdanken ist es der Wunderbaren Auffindung des Wahren Kreuzes Christi durch die Kaisermutter Helena. Im Zentrum des Evangeliums des Tages steht Joh 3,14: „Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss [am Kreuz] der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat“ (die Stelle nimmt Bezug auf Numeri 21,8f). Der Gekreuzigten zwischen den vier Frauen mit Maria links und dem einen Lieblingsjünger rechts erhöht am grünen Holz; Engel rechts und links fangen mit Kelchen sein kostbares „Blut des Bundes“ auf; am Fuß des Kreuzes kniet Mara Magdalena: Kathedrale St. Michael (19. Jh.), Toronto, Kanada.
In mittelalterlichen Darstellungen des Kreuzes, besonders in Kirchenfenstern (wie in Chartres), hat das Kreuz die Farbe Grün. Damit wird angedeutet, dass es sich um den Baum des Lebens aus dem Paradies handelt, worauf auch Lk 23,31 anspielt: „Denn wenn das mit dem grünen Holz (= Baum) geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden.“ Am Kreuz als „König der Juden“ erhöht „überliefert“ Jesus, der neue Adam, nicht nur seinen Geist des Lebens (Joh 19,30), sondern auch sein heiliges Blut als Zeichen des neuen und ewigen Bundes „zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,28) sowie das Wasser der Taufe als Reinigung von Adams „Ursünde“ (Joh 19,34). Als Auferstandener haucht Jesus seinen Aposteln, wie der Schöpfer im Paradies dem Adam (Gen 2,7; Weish 15,11), seinen Geist der Heiligkeit und der wahren Lebendigkeit als Sündenvergebung ein (Joh 20,22f). Die Ursünde am „Holz“, dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse als Symbol der sichtbaren Welt, hat – verführt durch die Schlange – den Tod in die Welt gebracht (Gen 3). Gott aber ist der „Freund des Lebens“ (Weish 11,26), er hat „den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden“ (Weish 1,13). Der Tod kommt mit der Abkehr von ihm, dem lebendigen Gott und Quell von Licht und Leben. Im Blick auf die von Mose an der Stange „erhöhten“ Schlange bleiben die wegen ihres „Murrens“ bei der Wüstenwanderung von Schlangen gebissenen Israeliten am Leben (Num 21,8f). Der Einzug in das Gelobte Land ist wieder der Einzug ins verlorene Paradies, so wie das Mann als „Brot vom Himmel“ schon die „Speise der Engel“ ist (Weish 16,20), von dem sich der Mensch im Paradies mit Blick auf den himmlischen Baum des Lebens hätte ernähren sollen, statt von der todbringenden Frucht des Erkenntnisbaumes des Irdischen. Jesus „besiegt“ mit seinem Tod am Kreuz diesen Tod der Sünde als Abkehr von Gott. Er selbst ist der wahre „Weg“ (Joh 14,6) des Lebens in der Hinkehr zum „lebendigen Vater“ (Joh 6,57) und seinem ewigen Heilswillen: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen“ (Joh 4,34) – im „Gehorsam“ bis „zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8). Petrus, der das nicht versteht, wird mehrfach zurechtgewiesen: „Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat – soll ich ihn nicht trinken?“ (Joh 18,11). Fleisch und Blut des erhöhten, in der Auferstehung verklärten Gekreuzigten sind „wirklich eine Speise“ und „wirklich ein Trank“, denn sie schenken das ewige Leben (Joh 6,54f). „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (V.53). Jesus gibt sich im Tod als wahre, das Leben spendende Speise des Paradieses. In einem liturgischen Lobpreis des Kreuzes in der Ostkirche am 3. Fastensonntag (Kreuzverehrung) in der Mitte der 40-tägigen Fastenzeit heißt es: „Sei gegrüßt, lebentragendes Kreuz, blühendes Paradies der Kirche, Holz der Unverweslichkeit, das Du uns hervorblühen ließest den Genuss der ewigen Herrlichkeit...“ (Griechisches Stichiron 2); und ein anderer Text besingt das Kreuz als „Tor des Paradieses, Stütze der Gläubigen, Schutzmauer der Kirche...“ (vgl. Holger Kaffka, „Die Schädelstätte wurde zum Paradies“, 1995, 161).
Bild: In der orthodoxen Kirche beginnt das Kirchenjahr nicht am 1. Advent, sondern schon am 1. September. Das erste Fest, das gefeiert wird, ist „Mariä Geburt“ am 8. September; davon abgeleitet ist das jüngere Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens neun Monate zuvor am 8. Dezember. Nur bei Jesus, Maria und Johannes dem Täufer feiert die Kirche auch den Geburtstag, ansonsten immer nur den Todestag (als „ewigen“ Geburtstag). Marias Mutter ist Anna, hebr. chana, was Gnade bedeutet. „Unbefleckt“ wird Maria empfangen, das heißt ohne den Verlust der ursprünglichen Gnade (des Paradies-Zustands), was mit der „Erbsünde“ gemeint ist. Bei Maria sind Natur und Gnade von Anfang an untrennbar verbunden, das macht sie zum Inbegriff des Heils. Auf der Mondsichel (= Natur) steht (die sonnenumkränzte) Maria gemäß Off 12,1: Montreal, Kathedrale Maria Königin der Welt (Marie, Reine-du-Monde), Kanada.
Sonne und Mond sind die kosmischen Prinzipien des Männlichen und des Weiblichen. Der Eröffnungsvers zum Fest Mariä Geburt lautet: „Voll Freude feiern wir das Geburtsfest der Jungfrau Maria, aus ihr ist hervorgegangen die Sonne der Gerechtigkeit, Christus, unser Gott.“ Die Gottesgebärerin ist symbolisch die Sonnengebärerin, weil sie ganz die Symbolik von Luna und Gaia (Erde) in sich aufnimmt. Für die frühen Christen war die in Maria vorgebildete Ekklesia nicht nur die Luna patiens (der leidende Mond), vereint „mit der gekreuzigten Sonne“, sondern „heimlich schon immer die ‚Luna splendens‘“ (der leuchtende Mond); der Sinaite Anastasios beschließt sein Loblied auf die Kirche mit einem Hymnus: „O geh uns nimmermehr unter im Dunkel des Neumonds, Du immerstrahlende Selene [Möndin]. Erleucht uns den Pfad durch das göttlich unbegreifliche Dunkel der Heiligen Schriften. O höre nicht auf, Du Ehegemahl und Weggenossin des Helios [Sonne] Christus, der als dein Mondbräutigam dich kleidet mit seinem Licht, ja, höre nicht auf, uns aus ihm dein leuchtendes Strahlen zu senden, auf dass er aus sich durch dich den Sternen [= Christen] sein Licht schenke, und sie entflamme aus dir für dich!“ (zit. nach Hugo Rahner, Griechische Mythen in christlicher Deutung, 1984, 157). Hugo Rahner zufolge war in der Antike die Aufgabe von Luna die Vermittlung und zugleich die Milderung des Sonnenlichts dadurch, „dass Selene dem Feuer des Helios das Wasser ihres eigenen Wesens beimischt. (…) In der Synodos des Neumonds [wenn der Mond zwischen Erde und Sonne mit dieser in Konjunktion steht und so nicht sichtbar ist] wird Selene wasserspendend, wird der Tau, den sie nun träufeln lässt, aus der Mischung der Elemente ‚warm und feucht‘ zum lebenzeugenden Prinzip auf Erden, für das Wachstum von Gras und Tier und für das Gebären der Menschenmütter. Darum ist ihr Licht weich, gleichsam ‚weiblich‘, ist sie die Herrin über alles Wasser, Prinzip aller Geburt auf Erden. Johannes Lydos beschließt diese hellenische Symbolik der Selene mit dem Satz: ‚Urgrund aller Geburt ist Selene‘“ (146). Weil Geburt und Tod einander bedingen, ist Luna auch Urgrund des Todes (was den Hintergrund bildet von Gen 3, denn die „Rippe“ Adams symbolisiert die Mondsichel). Wie Jesus der neue Adam und so die Sonne der Gerechtigkeit ist, so ist auch Maria „die neue Eva, die nicht der alten Schlange [dem Teufel], sondern dem Boten Gottes einen von keinem Zweifel verfälschten Glauben schenkte. Sie gabar aber einen Sohn…“ (Lumen gentium 63) im Heiligen Geist jungfräulich = übernatürlich und letztlich österlich-erlöst.
Bild: Jesu „Verklärung“ (metamorphosis, transfiguration), gefeiert am 6. August, weist ihn nicht nur als „geliebten Sohn Gottes“ aus – „auf ihn sollte ihr hören“ (Mt 19,6), nicht (nur) auf Mose (Gesetz) und Elija (Propheten) –, sondern auch als neuen Adam. Denn das strahlendweiße Lichtkleid (V.2) erinnert an das „ursprüngliche Kleid“ (Lk 15,22) der Herrlichkeit (doxa) Gottes, das Adam und Eva vor ihrem Fall getragen haben und sich deshalb nicht „schämen“ mussten (Gen 2,25) wie hinterher, so dass sie nach dem Pflanzenkleid (Feigenblatt) und dem Tierkleid (Fell) verlangen mussten. In Jesus wird der Mensch in seiner ursprünglichen, gottgewollten „Schönheit“ wiederhergestellt: Er ist „der Schönste von allen Menschen“ (Ps 45,3). Der verklärte Jesus im weißen Lichtgewand zwischen Elija rechts und Mose links: Dom zu Regensburg.
Der Name Adam, 1-4-40, bedeutet auch ani domeh = ich gleiche (Gott). Adam wird als „Bild Gottes“ in der Gottgleichheit oder Gottähnlichkeit erschaffen (Gen 1,26-28). In Ps 8,6 heißt es: Gott hat ihn „nur wenig geringer gemacht als Gott, … ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ Die lateinische Vulgata und andere übersetzen: „wenig geringer gemacht als die Engel“. Hebr 2,6-8 bezieht den Psalm 8 auf Jesus als „Sohn“, der „nur für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt war“, dann aber „um seines Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ wurde (V.9). Durch seinen Sohn als „Urheber des Heils“ wollte Gott „viele Söhne“ (= Gläubige) zur Herrlichkeit führen“ (V.10), und zwar durch den Tod am Kreuz (V.9). „Denn er, der heiligt, und die, die geheiligt werden, stammen alle von dem Einen ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen“ (V.11, mit Bezug auf Ps 22,23). Jesu „Brüder“ (und Schwester) sind die aus dem Wasser und dem Geist im Glauben Wiedergeborenen, bei denen Adams „Ursünde“ getilgt ist, nicht also einfach alle irgendwie Leidenden und Bedürftigen (wie heute oft mit Bezug auf die Szene des Weltgerichts und die „geringsten Brüder“ Jesu gesagt wird: Mt 25,40). Taufe bedeutet „Erleuchtung“ (Hebr 10,32; vgl. KKK 1216); Detlef Witt schreibt: „Das unterweltliche Triebhafte und das himmlisch Geistige scheinen gegensätzlich zu sein. Aber die Integration von beiden aufeinander zugeordneten Polaritäten in der Mitte der Himmel und Erde verbindenden Weltachse ist Teilhabe am Schöpfer, am LICHT, und ist weltweit das archetypische Symbol für den durch den göttlichen Geist erleuchteten Menschen. (…) Nur der in der Mitte zwischen Himmel und Unterwelt lebende Mensch erfährt die göttliche Führung als ordnendes Prinzip auf der sonst so chaotisch scheinenden Erde“ (Die Evolution der menschlichen Gottesbeziehung, 1999, 51f). Symbol der Erleuchtung ist christlich das Kreuz zwischen Sonne und Mond als Weltachse oder auch die an der Stange „erhöhte“ Heilsschlange als Vorausbild des Gekreuzigten (Joh 3,14; Num 21,8f). Beim Konzil von Nizäa (325) ging es vor allem um die Frage, in welchem Verhältnis Jesus zu Gott-Vater steht: Ist der Sohn ihm gleich oder nur ähnlich oder „untergeordnet“? Gehört er auf die Seite Gottes oder auf die der Schöpfung als „höchstes“ Geschöpf oder als Adoptiv-Sohn? Die Antwort heißt: Der am Kreuz „erhöhte“ König der Wahrheit (Joh 12,32; 18,37) offenbart vollkommen den himmlischen Vater (Joh 14,9); darum ist er weit mehr noch als Adam gottgleich von Ewigkeit: „Licht vom Licht…, gezeugt, nicht geschaffen“ (GL 586,2).
Bild: Die Zweiheit als Gegensatz im Endlichen kennzeichnet das Geschöpfliche, nicht das Göttliche. Eine Dualität des Göttlichen oder ein „binitarischer“ (zweifältiger) Gott wären „zwei Götter“, was nach Peter Schäfer mit Blick auf den „Menschensohn/ Mensch“ bei Daniel oder dem himmlischen Menschen „Henoch“ im Judentum diskutiert wurde (Zwei Götter im Himmel, 2017). Wohl gibt es zwei zentrale Gottesnamen: Elohim und JHWH, die man als Vater und Sohn verstehen könnte (Ezechiel gebraucht „Geist“ dann absolut). Die Dreiheit ist kein Plural wie „eine Vierheit, Fünfheit“ (so der jüdische Historiker Michael Wolfssohn), sondern eine strenge Einheit: Israels Glaubensbekenntnis „JHWH ist eins/einer“, JHWH echad (Dtn 6,4), ist in Zahlen 10-5-6-5 1-8-4 = 39, das ist 3 x 13, wobei die Zahl 13 biblisch für die jenseitige Einheit steht (jenseits der 12 als Zahl der Zeit), also 3 x 1. Das Tetragramm im Dreieck nach oben und Strahlenkranz in einer Kirche in Meißen.
Das kabbalistische zehn-gliedrige (10 ≈ 1) System der Sefirot (Zahlen, Potenzen, Emanationen, göttliche Eigenschaften) ist untergliedert in drei obere (Krone/König in der Mitte, göttliche Weisheit rechts, göttlicher Verstand links, in gewisser Hinsicht die „weibliche“ Seite) und sieben untere Sefirot, insgesamt drei Triaden sowie eine vierte, unterste, „weibliche“ Ebene: Malchut (Königreich Gottes) oder Schechina (Gegenwart Gottes) am Übergang zur „Welt“, die durch die Vier symbolisiert wird. Nur in diesem Gegenüber und „Zusammenspiel“ von „männlich“ Drei (3²) und „weiblich“ Vier ergibt die Trinität ihren Sinn. So stehen den drei Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob (für Glaube, Hoffnung und Liebe) die vier Erzmütter Sarah, Rebekka, Lea und Rachel gegenüber. C. G. Jung wollte anlässlich der Dogmatisierung der Aufnahme Mariens in den Himmel (1950) die Trinität zur Quaternität erweitern, was auf einen Pantheismus hinausliefe. Maria ist nicht die vierte göttliche Person, sondern Inbegriff der weiblichen, „in Geburtswehen“ liegenden (erlösten neuen) Schöpfung (Röm 8,22) und so auch des Bundesvolkes Israel und der einen Welt-Kirche (als Mutter und Braut), in gewisser Weise auch der „Mutter Erde“ (viertes Element). Wenn heute gesagt wird, Gott habe kein „Geschlecht“, so gilt das für die Sexualität im engeren Sinn. Geistig verstanden sind „Vater“, „Sohn“ und „Geist“ sehr wohl geschlechtlich konnotiert, nämlich „männlich“ zu verstehen. In Christus, schreibt Hans Urs von Balthasar, „findet die Zeugungskraft des Geistes zurück zu jener ursprünglichen Fruchtbarkeit des Geistes, die der Sünde vorauslag“ (Kosmische Liturgie, 1961, 271). Das ist auch der Grund, warum der Priester als Vorsteher des eucharistischen „Hochzeitsmahls des Lammes“, der Christus als das eine „Haupt“ repräsentiert gegenüber dem „Leib“ der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche (vier Merkmale!), nur ein Mann sein kann. Nach Hildegard von Bingen sind alle Geschöpfe auf den einen (gottebenbildlichen) Menschen hin geschaffen, der wiederum in dem fleischgewordenen ewigen Schöpferwort als Einheit von Gott und Mensch sein Urbild hat: „Der Mann ist dabei ein Hinweis auf die Gottheit, die Frau auf die Menschheit des Sohnes Gottes“ (De operatione Dei, IV, 100).
Bild: Der Laienmönch Andrej Rubljow hat ca. 1425 die drei Engel aus der Abraham-Sarah-Erzählung (Gen 18) erstmals „transparent“ gemalt („geschrieben“) hin auf die drei göttlichen Personen (Kloster Dreifaltigkeit und des hl. Sergius in Sergijew Possad nahe Moskau). Welcher Engel welche der drei Personen darstellt, ist offen. Für die einen ist die mittlere Person Gott-Vater, weil sie die anderen zwei überragt, andere sehen in ihr den Sohn und vom Betrachter aus in der linken den Vater, für wieder andere ist der linke der Hl. Geist. Die Blickrichtung geht von der Mitte nach links, dann zur rechten Figur, die nach unten oder zum Kelch in der Mitte schaut. Auch Kirche, Baum und Berg im Hintergrund sowie Farben und Handhaltungen lassen verschiedene Deutungen zu. Klar ist: Die Dreiheit bildet eine Einheit (Kreis) und ist so „männlich“, denn das Viereck (Altar) gilt als „irdisch“ und „weiblich“.
Die 600 Jahre alte, relativ große Ikone (ca. 1,40 m hoch) Rubljows hat zahllose Kommentare gefunden. Dargestellt wird auf der ersten Ebene der „Besuch“ der „drei Männer“ beim 99-jährigen Abraham, der noch ohne eigenen männlichen Erben ist und mit dem Gott kurz zuvor den Bund der Beschneidung aller männlichen Kinder am „achten Tag“ nach der Geburt geschlossen hat (Gen 17,12). Abraham sitzt in der in der „Gluthitze des Tages“ bei den „Eichen von Mamre“ vor dem Zelteingang; als er die Drei sah, läuft er ihnen entgegen, wirf sich vor ihnen zur Erde und sagt: „Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, geh doch an deinem Knecht nicht vorbei“ (Gen 18,1-3). Er lässt die drei Gäste von Sarah und einem Knecht mit Brot, Butter, Milch und einem eigens geschlachteten Kalb bewirten. Diese fragen nach der 89-jährigen Sarah im Zelt und verkünden Abraham, in einem Jahr werden sie wieder zu ihm kommen, „dann wird dein Frau Sarah eine Sohn haben“ – Isaak oder Jizchak, was „lachen bedeutet, denn die 89-Jährige „lachte still in sich hinein“: Wie sollte sie in ihrem hohen Alter noch einmal gebären? (Gen 18,9-15). Isaak kann so nicht „natürlich“ gezeugt und geboren sein wie der 13 Jahre ältere Sohn Ismael von der Sklavin Hagar (auf den sich bis heute die Muslime beziehen), sondern er ist der „Sohn der Freien aufgrund der Verheißung“ an Abraham und als solcher „kraft des Geistes gezeugt“ wie die in der Taufe, dem Sakrament des Glaubens, „wiedergeborenen“ Christen (Gal 4,23.28f). Friedrich Weinreb verweist auf den Zusammenhang zwischen der Gluthitze, der geplanten Opferung Isaaks durch Feuer (Gen 22) und dem Untergang Sodoms durch Feuer (Gen 19): „Dies entspricht der Betonung des Lichts am ersten Tag des dreitägigen Zyklus“, das heißt den ersten drei Tagen der sechs Tage der Erschaffung der Welt (Schöpfung im Wort, ³2012, 38). Paulus identifiziert dieses eine Urlicht des „Tages eins“ (Gen 1,3) mit dem Osterlicht des am „achten Tag“ (= Sonntag) von den Toten auferstandenen Jesus, der zugleich wieder der „Tag eins“ ist (2 Kor 4,6). Die Geburt Isaaks aus dem „erstorbenen“ Mutterschoß Sarahs „gegen alle Hoffnung“ ist für ihn Erweis der Allmacht Gottes, der von den Toten erwecken kann (Röm 4,18-22). Nach Hebr 11,17-19 ist die Opferung Isaaks ein „Sinnbild“ für Tod und Auferweckung und so des österlichen Glaubens. Immer geht es darum, den natürlichen Zyklus von Geburt und Tod zu durchbrechen und ein neues Prinzip des Lebens zu etablieren, dass identisch ist mit dem lebensspendenden Geist Gottes. Dieser Durchbruch gelingt für immer mit dem Tod Jesus am Kreuz und der bleibenden „Öffnung“ der Seitenwunde mit „Blut“ (Eucharistie) und „Wasser“ (Taufe) sowie der „Überlieferung“ des ausgehauchten Geistes des Lebens (Joh 19,30.34; 16,7). Ihn haucht der Auferstandene seinen Aposteln als Geist der Sündenvergebung wieder ein (Joh 20,22f) wie Gott Adam im Paradies (Gen 2,7).
Bild: Christlich ist Jesus das „Bild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15), Muslime sehen in ihm den unmittelbaren Vorläufer des nicht darstellbaren Mohammed: „Zwischen mir und ihm gibt es keinen anderen Propheten“ (Bukhārī, Sahīh). Dabei gilt: „Der Koran verneint Jesu Göttlichkeit kategorisch. Er war demnach weder Gott noch der Sohn Gottes…“ (Leila Demiri, Einfach menschlich. Eine islamische Perspektive auf Jesus, in: HerKorr Spezial, Jesus gegen Christus, April 2025, 62f). Islamische Theologie weist „nachdrücklich die Inkarnation zurück. Es ist weder möglich, dass ein Mensch ein Gott wird, noch, dass Gott Mensch wird; dies ist das Hauptprinzip, das der muslimischen Kritik der Inkarnation zugrunde liegt“. Auch wenn der Koran Jesus Titel verleiht wie „der Sohn Marias, Messias, ein Wort von Gott und ein Geist von ihm“ oder „Diener Gottes…, Prophet, Bote, Wunderwirker, ... ein ‚Vorzeichen‘ oder ‚Wissen‘ vom Ende der Zeit“ (ebd.), so ist der koranische Jesus was völlig anderes als der biblische. Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi: Ornamentik und Schriftzeichen, kein Bild.
Der Koran leugnet die drei Grunddogmen des Christentums: Trinität, Inkarnation des Sohnes Gottes, die Heilsbedeutung des Kreuzestodes Jesu, nicht aber seine jungfräuliche Geburt; sie wird als „göttliche Gunst“ verstanden in Analogie zu Adam und Eva. Diese sind biblisch „Bild Gottes“ und Gott „ähnlich“ (Gen 1,26), was der Koran bestreitet. Für ihn gibt es „das vierfach Modell menschlicher Erschaffung“: „die Erschaffung Adams, der weder Mutter noch Vater hatte, wird als noch wundersamer als die Erschaffung Jesu betrachtet“. Eva „wurde nur aus einem Mann erschaffen“ und Jesus wurde „nur aus einer Frau erschaffen“, während alle anderen Menschen immer Vater und Mutter haben (ebd. 63). Dabei wurde „Jesus durch den göttlichen Befehl ‚Sei!‘ (kun) erschaffen“, wie auch „die Erschaffung der ganzen Welt durch eben diesen göttlichen Befehl“ erfolgt. Jesus wird durch den „Ehrentitel ‚Wort Gottes‘“ aufgrund seiner wundersamen Geburt geehrt, aber „nicht mit dem Wort Gottes gleichgesetzt, sondern als Ergebnis von Gottes schöpferischer Kraft gesehen“ (ebd.). Die zentrale Aussage von der Gottebenbildlichkeit (Freiheit) des Menschen (Gen 1,26) lässt der Koran bewusst weg, weil es zwischen Gott und Mensch (als Kreatur) keinerlei „Ähnlichkeit“ gibt. Der Mensch wird nicht lebendig durch Gottes Anhauch als „Geistseele“ (neschama) wie Adam in Gen 2,7; er wird auch nicht in seiner Gottbildlichkeit durch die „Ursünde“ so sehr „verunstaltet“ (Gaudium et spes 22) zu sterblichem „Fleisch“, dass er nur durch die „Fleischwerdung“ des Sohnes Gottes bis zum Sühnetod am Kreuz in seinen ursprünglichen Gnadenstand in „wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24) im Glauben und der Wiedergeburt der Taufe wiederhergestellt werden kann. Diese Verwandlung in das „Bild“ des „Herrn … von Herrlichkeit zur Herrlichkeit“ (2 Kor 3,18) gibt es im ‚bilderlosen‘ Islam gerade nicht, weil islamische Theologie „dem koranischen Prinzip der absoluten Transzendenz Gottes“ folgt (ebd.). So bleiben die biblischen Mysterien der Erschaffung des Menschen am ‚sechsten Tag‘ (Freitag), der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Erlösung des Menschen in Jesus Kreuzestod am ‚sechsten Tag‘ (Kar-Freitag) und seiner Auferstehung als Neuschöpfung am ‚achten Tag‘ (Sonntag) unverstanden. Der Islam beansprucht, das christliche Offenbarungsverständnis zu ‚korrigieren‘ und zu ‚reparieren‘; in Wahrheit blendet er das Entscheidende, die ursprünglichen Gottähnlichkeit des Menschen, aus.
Bild: Der Segen (bene-dicere: gut-heißen) des Schöpfers gilt dem sexuellen Menschen („Fleisch“) nur insofern, als er im Glauben erfüllt und bestimmt ist vom „Geist“ (Joh 6,63; Röm 8,8f). Abram wird zum großen Segen und Urbild des Glaubens durch den Bund der Beschneidung (Vorausbild der Taufe) mit der Einfügung des 5. Buchstabens He (= 5) in seinen Namen zu Abraham (Gen 17,5). Der Geist führt alle Zweiheit der endlichen Gegensätze zur unendlichen Einheit. Außerhalb der Einehe als „Ursakrament“ werden Mann und Frau nicht „ein Fleisch“ (Gen 2,24) und „ein Geist“ (Eph 4,4), schon gar nicht Mann und Mann oder Frau und Frau. Fruchtbar ist die einende Liebe im Sinn des „bauenden“ Schöpfers (vgl. Gen 2,22; Mt 16,18), was „die Zweiheit als Baugesetz alles Kreatürlichen“ einschließt (Alfons Auer), gerade als Gegensatz-Einheit im sakramentalen Bund, aber nicht, wenn der Gegensatz nivelliert und „gleich“ gemacht und der Bund gebrochen wird, worin die „Ursünde“ besteht. Adam und Eva, Dom zu Bamberg, Eingang.
Für Papst Johannes Paul II. war die im Paradies von Gott gestifteten Einehe von Mann und Frau das „Ursakrament der Schöpfung“ und der „Prototyp“ aller Sakramente des Neuen Bundes (Die Erlösung des Leibes, 1985, 208-224). Das Ursakrament der Ehe hat im „hochzeitlichen“ Ein-Fleisch-Sein von Christus und der Kirche am Kreuz seine „zentrale Wirklichkeit“ und seinen „Höhepunkt“ (186; 220). Paulus bezieht die Begründung der Einehe im Paradies auf das „tiefe Geheimnis“ des Liebesbundes zwischen Christus und seiner Kirche (Eph 5,30f). Nach dem II. Vatikanum bezeichnen die christlichen Gatten „das Geheimnis der Einheit und der fruchtbaren Liebe zwischen Christus und der Kirche und bekommen daran Anteil (vgl. Eph 5,32)“ (LG 11). Jesus begründet das Verbot der Ehescheidung mit Rückgriff auf den Schöpferwillen: „Am Anfang war das nicht so“ (Mt 19,8); denn durch den Bund der Ehe sind die Gatten „nicht mehr zwei, sondern eins“ (V.6). Die Schöpfung zielt von Anfang an auf die sakramentale Einheit des „männlichen“ und „weiblichen“ Prinzips: von unsichtbarer und sichtbarer Welt (Himmel und Erde), Geist und Materie, Person und Natur, repräsentiert durch Mann und Frau, zusammengefasst in der Geist-Leib-Einheit des Menschen (KKK 355): Das christliche Denken „kann die Verschiedenheit des in der Zweiheit von Materie und Geist begegnenden Seienden hinnehmen, ohne darüber einem Dualismus zu verfallen“ (J. Ratzinger, Schöpfung II, LThK IX, 461). Jüdisch wird das erste Wort Bereschit (im Anfang) durch Buchstabenumstellung gelesen als Berit-esch; „Bund des Feuers“ (des Geistes der Liebe). Gott segnet besonders den „siebten Tag“ (Sabbat), weil er schon implizit vorausweist auf den „achten Tag“ (Sonntag, Auferstehung Jesu; vgl. KKK 2174). Das Wort Schabbat ist eine Komposition aus dem vorletzten Buchstaben des hebräischen Alphabets Schin (= 300) und dem zweiten Buchstaben Beth mit Taw (= 400) am Ende: „Die ש [Schin] symbolisiert (auch graphisch) die männlichen Flammen der Geistigkeit, das Wort בת (Bat = Tochter) hingegen die Weiblichkeit der materiellen Wirklichkeit. Die Vereinigung dieser Welten und Ebenen am Scha-Bat (בת–ש) bringt Segen für die ganze Woche (Sohar)“ (G. Strenger, Die Kunst des Betens, 2019, 306). Die Gegensatz-Vereinigung (in Zahlen 300 + 400 oder 3 + 4 = 7, vollkommen: 3² + 4² = 5²) ist der Sinn des Sabbats wie auch (vollkommen) des Sonntags. Alle Sakramente geben an Jesu Tod und Auferstehung Anteil, auch die Ehe. Dabei gründet auch das Kreuzmysterium gemäß der Einheit des Heilsplanes Gottes „im Anfang“. Denn Christus ist „der Ursprung, der Erstgeborene der Toten“. „In ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden… Alles im Himmel und auf Erden wollte er (Gott) zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut“ (Kol 1,16-20). Daraus folgt: Gott „hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt“ (Eph 1,3f).
Bild: Die auf sechs Farben umgestaltete Fahne der Homosexuellen-Community und der LGBTQI-Bewegung ist keine Regenbogen-Fahne mit den sieben Farben des Spektrums als Zeichen des Bundes des Schöpfers mit der Schöpfung (Gen 9,8-17). Bei Basilius dem Großen sind die Farben des Regenbogens Bild des Geistes Gottes; Friedrich Weinreb sagt: „Es ist der Geist, der dem Leben die Farben verleiht“ (Wunder der Zeichen – Wunder der Sprache, 1999, 217). Mit diesem Geist Gottes hat die Pride-Parade nichts zu tun, ganz im Gegenteil. Deshalb hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki das „proaktive“ Zeigen des LGBTQI-Symbols bei der Einweihung des Erzbischöflichen Bildungscampus am 8. Juli 2025 verboten, woran sich aber viele Eltern und selbst Mitarbeiter des Bistums nicht hielten; geht es ihnen doch um nicht weniger als um einen Kultur- Kampf ihrer Ideologie. CSD-Parade, Hamburg (2018).
Die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner im Juni 2025 gegen das Hissen der „Progress-Pride“-Flagge auf dem Reichstagsgebäude in Berlin hat bei Linken und Grünen, aber auch bei (linken) Katholiken scharfe Kritik hervorgerufen. Auf der Plattform der Deutschen Bischofskonferenz „katholisch.de“ kommentiert Oliver Wintzek, die Symbolflagge stehe für das gleiche Recht aller sexuellen Orientierungen: „Unsere Heimat muss Flagge zeigen für Akzeptanz queerer Identitäten (Toleranz ist zu wenig!) und gegen deren Diskriminierung (Ablehnung von Intoleranz ist keine Diskriminierung!)“ (Eine freiheitliche Rechtsordnung ist nicht neutral, 7. Juli 2025). Im Hort einer Grundschule in Berlin klagten Eltern einer Schülerin gegen das Hissen der Flagge, weil dadurch das staatliche Neutralitätsgebot verletzt und Kinder unzulässig beeinflusst würden; das Berliner Verwaltungsgericht argumentierte dagegen, dass im Unterricht durchaus wertende Inhalte vorkommen dürfen. Dass der Staat nicht in allen Fragen wertneutral sein darf, betont auch Franziska Harter: „Konstituierend für unsere Zivilisation ist ein bestimmtes Menschenbild, nämlich das christliche. Das beinhaltet nicht nur, dass der Mensch eine Natur hat, die es zu respektieren gilt, sondern auch, dass er vernunft- und wahrheitsfähig ist“ (Regenbogen und Elternrechte, Die Tagespost, 2. Juli 2025). Diese Menschennatur ist zweigeschlechtlich geschaffen (Gen 1,26), aber auch „gefallen“: „Gott sah sich die Erde an: Sie war verdorben; denn alle Wesen aus Fleisch auf der Erde lebten verdorben“ (Gen 6,12). Paulus sieht diese „Verderbnis“ besonders im homosexuellen Begehren des „Fleisches“: „Darum lieferte Gott sie durch die Begierden ihres Herzens der Unreinheit aus, so dass sie ihren Leib durch ihr eigenes Tun entehrten“ (Röm 1,24-27). „Das Trachten des Fleisches führt zum Tod, das Trachten des Geistes aber zu Leben und Frieden. Denn das Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott; es unterwirft sich nicht dem Gesetz Gottes und kann es auch nicht. Wer vom Fleisch bestimmt ist kann Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt“ (Röm 8,6-8). Dieser Heilige Geist lässt den Menschen nicht den irdischen Begierden verfallen sein, sondern heiligt ihn und schenkt ihm Hoffnung auf das Sein bei Gott oder den „Himmel“ – „unsere Heimat“ (Phil 3,20).